Mir fehlen die Worte

Und wieder ist es jemandem passiert….

Nun, nach einer ganzen Weile und mit meinem Folgewunder im Arm, kann ich mich wirklich aufrichtig mit jemandem freuen, der seine Schwangerschaft verkündet. Nicht nur ein kleines Lächeln mit unterdrückter Trauer, sondern wirklich mitfreuen.
Und bei jedem typischen Schwangerschafts-Wehwehchen, von dem sie dann berichten, denke ich nur: wie gut, dass alles in Ordnung ist. Wie gerne hätte ich in der Schwangerschaft von meiner Sternentochter einfach nur „Wehwehchen“ gehabt.

Aber dann kommt sie: die Nachricht, die mir das Blut in den Adern gefrieren lässt, die mein Herz zum rasen bringt und mir unweigerlich die Tränen in die Augen treibt:
„Es wurde kein Herzschlag mehr gefunden. Unser Baby ist gestorben.“

Und wieder ist es jemandem passiert und mir fehlen die Worte!

Ja, mir fehlen die Worte, denn ich weiß ganz genau, dass es keine gibt. Dass die falschen Worte alles noch schlimmer machen und nichts, was ich sage, könnte helfen.
Vielleicht ist es das Beste, genau das auch zu sagen:
„Mir fehlen die Worte.“
Das einzige, was ich tun kann, ist da zu sein – und sei es nur als jemand, dem man schreiben kann, wenn man nicht reden will.
Ich kann – !ganz wertungslos! – davon erzählen, was mir geholfen hat. Aber nur dann, wenn es die Betroffenen hören wollen.

Es war so wertvoll, dass ich in einem Krankenhaus war, das meinem kleinem Mädchen, wie selbstverständlich, liebevolle handgemachte Kleidung anzog, uns Erinnerungsstücke mit an die Hand gegeben hat, Hand- und Fußabdrücke machten und uns alle Zeit und Raum für einen würdigen Abschied gegeben hat.
Wie dankbar waren wir, dass mir eine Mama von „Dein Sternenkind“ erzählt hat. Fotografen, die ehrenamtlich Fotos von Sternenkindern machen – ganz kurzfristig und völlig kostenfrei natürlich.
Ich bekam eine ganze Box voller unheimlich schöner Erinnerungsstücke von Sternenzauber und Frühchenwunder…

Das alles und noch einiges mehr passierte einfach so. Ich hätte mich in dem Moment nicht informieren können, ich hätte es auch gar nicht gewollt. Aber im Nachhinein bedeutet es so unheimlich viel !

Das Traurige ist, dass all dies ganz und gar nicht selbstverständlich ist. Wie oft kommen Mütter mit ihrem kleinem Stern im Bauch in ein Krankenhaus, in dem das alles gar nicht selbstverständlich ist. Die nicht verstehen, dass man auch das kleinste Kind verabschieden möchte.
Viele Eltern kommen in dieser so schwer zu ertragenden Situation gar nicht auf die Idee, Fotos von IHREM Baby zu machen. Sie bekommen ihr Kind einfach in eine blutige Mullwindel gewickelt auf den Arm – wenn überhaupt.
Und dann verlassen sie mit leeren Händen, mit nichts als einer unwirklichen, gedanklichen Erinnerung das Krankenhaus.

Ich habe für diese Freundin, der nun auch das schlimmste überhaupt geschehen ist, zwar keine Worte, aber ich kann ihr an die Hand geben, was mir an die Hand gegeben wurde und ihr dabei selbst überlassen, was davon für sie gut und richtig ist.
Ich kann ganz fest hoffen, dass sie in ein Krankenhaus kommt, das mit wunderbaren Kleidchen und Erinnerungsstücken von „ehrenamtlichen Feen“ ausgestattet wurde. Und dass sie Menschen um sich hat, für die es ebenso selbstverständlich ist, sie würdevoll zu begleiten, wie für die Menschen, die an meiner Seite waren.

Und ich kann ihrem kleinem Stern eine Kerze für die letzte gemeinsame Reise anzünden.

Myri

 

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