Es
ist Mai und es nähert sich der Tag des Down-Sportfestivals. Ich bin
jetzt das 4. Jahr infolge als ehrenamtlicher Helfer dort tätig. Es ist
der Wahnsinn, welche Gefühle da jedes Mal freigesetzt werden. Ich sehe
die Familien und die Betreuer, aber vor
allem sehe ich die Teilnehmer dieser Veranstaltung … Menschen mit
Down. Ich sehe in ihre Gesichter und lasse mich von ihrer endlosen
Freude mitreißen. Ein Jahr fiebern sie diesem Event entgegen. Sie
trainieren und machen sich Gedanken um die anstehende Modenshow. Sie
feuern die Cheerleader des hiesigen Sportvereins an und eine der
Teilnehmerinnen darf Teil der Pyramide sein. Es wird auf Gymnastikbällen
getrommelt und es gibt eine Tanzdarbietung. Jeder Teilnehmer wird so
lange angefeuert, bis er im Ziel ist. Teilweise werden sie durch ihre
Geschwister begleitet oder haben beim Lauf ihren Betreuer an der Hand.
Ich erkenne Familien wieder, die jetzt noch einmal Nachwuchs bekommen haben. Dieses Mal ist das Kind “normal”.
Ich
sehe in den Spiegel … Wieder einige Falten mehr um die Augen. An
manchen Tagen so starke Augenringe, dass mir die Pandas hinterher
pfeifen. Ich denke an diese Teilnehmer. Ihre Unbeschwertheit, ihre
Freude, ihre Sorglosigkeit. Ich muss gestehen, ich bin etwas neidisch.
Ich denke an ihre Familien und frage mich, wie sie es schaffen, mit
dieser Krankheit umzugehen. Ich frage mich, ob ich das könnte.
Eigentlich bin ich jemand der sagt, dass alles im Leben einen Sinn hat, man muss ihn nur finden. Dann denke ich an unseren Verein und finde keinen Sinn darin, dass ein Kind vor seinen Eltern geht. Mein rational denkender Kopf sagt, dass einem nichts auferlegt wird, was man nicht stemmen kann. Und ich schaue wieder in den Spiegel und frage mich, ob meine Schultern breit genug wären, um so einen Schicksalsschlag zu stemmen. Meine Taschen groß genug wären, um all den Schmerz, Kummer, Enttäuschung und Wut wegzustecken. Die Frage hallt in meinem Kopf: Könnte ich?