Erfahrungsbericht nach der Fehlgeburt

“Ich hoffe, dass du bald dein privates und berufliches Glück wiederfinden wirst.”

Mit diesem Satz, einem halben Lächeln und einem Händedruck wurde ich in die Arbeitslosigkeit entlassen. Nach 1,5 Jahren geleisteter Arbeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin für einen großen Pharmakonzern. Eine Arbeit, die mir immer nur exzellentes Feedback eingebracht hatte, bis… ja, bis zu meiner Fehlgeburt vor drei Monaten.

Sowohl meine direkten Vorgesetzten als auch die Personalabteilung wussten von der Schwangerschaft, da ich in den frühen Wochen aufgrund von massiven Blutungen ins Beschäftigungsverbot geschickt worden war. Es war nicht meine erste Fehlgeburt, meine Frauenärztin wusste das. Aber es war meine erste, während ich bei diesem Unternehmen beschäftigt war. Ich fehlte mehrere Wochen bis die Zitterpartie der Schwangerschaft beendet war und ich wieder fähig war zu arbeiten.

Als ich wiederkam war “irgendwie klar”, dass mein befristeter Arbeitsvertrag nicht verlängert werden würde. Die Arbeitsatmosphäre hatte sich “irgendwie verändert”. Wohlgemerkt bei einem Arbeitgeber, der sich öffentlich von jeglicher Art der Diskriminierung und Ungleichbehandlung distanziert.

Ich habe meine Fehlgeburten nie verheimlicht. Als ich vor zwei Jahren eine stille Geburt in der 21. Woche erlitt, MUSSTE ich darüber reden, sonst wäre ich daran erstickt. Eine Fehlgeburt sollte kein Tabuthema sein! Es kann deiner besten Freundin, deiner Schwester, deiner Frau oder dir selbst passieren!

Und ganz wichtig: Es sollte keinen Einfluss auf den beruflichen Weg einer Frau haben, die diese Fehlgeburt hat erleiden müssen! Sie hat sich dieses Schicksal NICHT ausgesucht.

Gehören Verständnis und Mitgefühl nur in den privaten Bereich? Gehört es im Berufsleben zum “guten Ton” wegzuschauen?

Ich bin eine wertvolle Arbeitskraft… bis zur Fehlgeburt.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

2 Gedanken zu “Erfahrungsbericht nach der Fehlgeburt”