Haben Sie Kinder?
Wenn man Menschen beim Smalltalk ein wenig beobachtet, dann fällt einem etwas immer wieder auf:
Das Gespräch ist flüssig, handelt oberflächlich Alltagsthemen ab und dann ist da diese Frage: “Haben Sie Kinder?”
Fällt die Antwort positiv aus, lächelt das Gegenüber und schließt die Frage “Wie viele?” an.
Und da ist es dann, dieses kurze Zögern, bevor die Antwort “Zwei” fällt.
Danach kann man, wenn man darauf achtet, eine tiefe Traurigkeit in den Augen der Befragten sehen. Den unausgesprochenen Wunsch, sagen zu können “Vier, zwei davon an der Hand und zwei im Herzen”.
Die Antwort bleibt im Halse stecken und wer sich mit dem Thema beschäftigt hat, kann diesen Kloß im Hals sehen und spüren.
Das zu sehen, löst den Wunsch aus, unsere Gesellschaft dahingehend zu ändern, dass wir über Sternenkinder offen reden können, sie als Mitglieder unserer Familie nennen dürfen.
Doch woran liegt es denn, dass man es nicht kann?
Sehen wir den Tod allgemein als Tabu an? Nicht wirklich, denn wenn man auf die Frage “Wie geht es Ihren Eltern” antwortet “Mein Vater ist vor 2 Jahren verstorben”, dann ist die Reaktion eine kurze Beileidsbekundung, gefolgt von einem mitfühlenden Moment des Schweigens. Danach geht man unbefangen zur Tagesordnung über.
Ist es der Tod eines Kindes, der das Tabu ist? Oder der Tod eines ungeborenen Kindes?
Bereitet er dem Gegenüber so viel Unbehagen, so viel Hilflosigkeit im Angesicht des Unfassbaren, so viel Unfähigkeit, Trost auszusprechen, dass die Gesellschaft im Laufe der Zeit stillschweigend übereingekommen ist, das Thema lieber zu ignorieren oder mit nutzlosen Floskeln abzuhandeln?
Die wichtigste Frage allerdings bleibt: Wie können wir das ändern?
Ich denke, das können wir, wie so oft, nur durch das konsequente Vorleben, dass es auch anders geht. Indem wir zeigen, wie man “richtig” damit umgeht, wenn jemand erzählt, dass er ein Sternenkind hat.
Das bedeutet, den Betroffenen Halt und Anerkennung zu geben, aber auch dem Gegenüber die Angst vor der Situation zu nehmen.
Und wie so oft im Leben kann man da nichts erzwingen, gibt es keine Abkürzungen. Man muss den langen Weg nehmen, einen Schritt nach dem Anderen, eine Situation nach der Anderen, so dass man ganz langsam ein Umdenken bewirkt.
Ja, das ist mühsam, aber es lohnt sich. Für alle Beteiligten.
K.