Worte deiner Mama zu deinem 2. Geburtstag
Morgen hast Du, mein Stern, Deinen 2. Sternengeburtstag. Ich schreibe Dir wieder liebe Worte, weil Du nicht bei uns bist und wir Dich so sehr vermissen.
Mein Mann und ich freuten uns riesig über unser 1. Kind und als meine Frauenärztin damals sagte, dass der errechnete Termin der 28.05.15 ist, dachten wir uns, welch ein glückliches Zeichen, das ist nämlich auch mein Geburtstag.
Ich hatte eine tolle Schwangerschaft, mir ging es super und ich liebte es, wenn Finn Schluckauf hatte, da wackelte der ganze Bauch.
Es ist so schön, sich an diese Kleinigkeiten zu erinnern und dankbar dafür zu sein, dass wir sie erleben durften. Ich merke aber auch, wie die Erinnerungen verblassen und das darf doch nicht sein. Ich schreibe mir so vieles auf und höre dieses eine Lied.
Am ET 28.05.2015 blieb alles ruhig und jeder gab einem noch Tipps, was man machen kann, damit der Kleine zum Kuscheln auf die Welt kommt. Am Montag, dem 30.05., war ich bei meiner Frauenärztin und ich hatte ein tolles CTG, aber keinerlei Wehentätigkeit. Warten über Termin ist nicht schlimm – hieß es.
Das war das letzte Mal, wo ich Finn’s Herztöne gehört habe.
Am Dienstag wachte ich auf und wusste irgendwas stimmt nicht – mir ging es nicht schlecht, aber ich hatte ein trauriges Gefühl voller Angst. Ich hatte Finn eine zeitlang nicht mehr gespürt.Ich fuhr zur meiner Frauenärztin. Ich saß kurz im Wartezimmer mit vielen schwangeren, lächelnden Frauen.
Das CTG, was ich immer so liebte, war still. Meine Frauenärztin machte schnell einen Ultraschall und ich hörte sie ganz leise sagen “Es tut mir so leid ihr Sohn ist tot”. Diesen Satz werde ich in meinem Leben nie vergessen – wie kann Finn in meinem Bauch nicht mehr leben. Ich war Übertermin und wartete doch nur auf Wehen. Meine Frauenärztin rief sofort meinen Mann in der Arbeit an.
Ich kann nicht beschreiben, wie viel Angst ich um ihn hatte…
Ich möchte nicht über die Hebammen und das Ärzteteam im Krankenhaus schreiben, auch weil es keine gute Betreuung gab. Ich möchte auch nicht schreiben, was man besser oder anders machen könnte. Ich möchte Euch von den Augenblicken mit meinem Finn erzählen.
Wir durften an diesen Dienstag wieder nach Hause, um mit unseren Familien zusammen zu sein. Meine Eltern und Schwiegereltern kamen und wir saßen nur da. Ich hatte so liebe Menschen um mich und keiner wollte mich allein lassen, weil sie Angst um mich hatten. Am Mittwoch früh bekam ich die Tabletten für die Einleitung und auch dann fuhren wir wieder nach Hause. Ich konnte nicht in dem Krankenhaus bleiben. Schwangere mit Wehen, Babys und wir?
Ich versuchte zu verstehen, warum ich Finn nicht per Kaiserschnitt bekommen konnte. Heute weiß ich, es war so wichtig für MICH!
Ich habe mich immer wieder gefragt, warum musste ich Finn verlieren und ja ich machte mir extreme Vorwürfe. Nein ich rauche nicht, ich habe kein Tropfen Alkohol getrunken und mich gesund ernährt, aber trotzdem kam immer dieses Gefühl. Wir bekamen auch schnell eine Diagnose: Placenta membranacea – unbekanntes akutes Versagen der Plazenta.
Um Mitternacht wurden die Wehen so stark, dass wir ins Krankenhaus fuhren. Wir waren so dankbar, dass wir ganz allein im Kreißsaal waren. Mein Mann ließ mich keine Minute allein und versuchte alles zu tun, was möglich war. Am 04.06.2015 um 7.23 Uhr haben wir unseren Sohn Finn im Arm gehalten.
Diesen kleinen süßen Jungen mit schmalen Lippen und langen Fingern. Mein kleiner Finn so perfekt. Warum konnte er nicht die Augen aufmachen und schreien?
Für mich ist es so wichtig über Finn zu sprechen mit meiner Familie und Freunde. Es fällt mir sehr schwer ihn als Tabu-Thema zu sehen und deswegen bin ich aktiv in dieser wundervollen Gruppe! Ich wünsche mir das mein Sohn für viele Menschen unvergessen ist auch wenn wir ihn nicht bei uns haben.
Ich habe meinem Sohn dieses Versprechen schon damals gegeben.
Ich hielt Finn die ganze Zeit im Krankenhaus im Arm und entschuldigte mich immer wieder ganz leise bei ihm.
Es tut mir so leid mein kleiner Stern
Ich werde alles tun, damit Du immer bei uns bist.