Über Kreativtreffen und ächzende Bollerwagen … und Göttergatten
Es ist immer wieder amüsant, wenn man die Aussagen vor und nach einem Treffen vergleicht.
Ich sehe vor meinem geistigen Auge bei allen Teilnehmern immer einen Zettel neben dem Bildschirm liegen, der mit jedem Tag länger und länger wird. Schließlich sind wir sparsam und umweltbewusst und versuchen, alles, was ein Dritter bekommen soll, auf Kreativtreffen mitzugeben oder bei Übergabe- Speeddates Stück für Stück seinem Ziel immer näher zu bringen.
Und so lese ich vor jedem Treffen immer wieder die gleichen Aussagen: “Ich hab meinem Mann versprochen, dass es weniger wird. Auf dem nächsten Treffen gebe ich ja Etliches weiter.” Jaaaaaaa, das ist richtig, aber nur die halbe Wahrheit. Das Einzige, was wirklich nicht wieder mitgenommen wird, ist das Essen.
Stoffe, Wolle, Bastelkram und so weiter werden zwar fleißig weiter gegeben, tauschen trifft es aber eher. Schließlich muss der entstandene Raum auch wieder gefüllt werden. Vielleicht nicht mit Bastelkram – das hat nicht so viel Spaß gemacht wie erhofft – aber Stoffreste, Tüddelkram und die Wollreste in der kleinen Tüte von Oma Erna müssen auch noch mit, die Enkelin kann ja schließlich nicht häkeln oder stricken. Und nächstes Wochenende beginnen ja auch noch die Olympischen Winterspiele/Wiederholungen der Lieblingsserien/Fussball-WM-Übertragungen (hier bitte beliebig erweitern), da möchte Frau ja schließlich vorsorgen. Und dann wird einem manchmal “hinterrücks” auch noch was aufgedrängt, ob man will oder nicht. Und ablehnen wäre ja unhöflich. Nicht wahr?
Und so gehören bei uns Kreativtreffen und ächzende Bollerwagen irgendwie zusammen. Ohne meinen tapferen Hand-LKW wäre ich schon manches Mal absolut aufgeschmissen gewesen. Nicht nur die Tochter wird darin am Ende des Tages (schlafend und bestenfalls noch lauthals schnarchend) nach Hause gekarrt, ihre Spielsachen, die Nähmaschine, das Häkelzeug, die Tauschsachen und das Essen (ja da ist es wieder… Ihr merkt, Essen spielt bei so vielen Frauen auf einem Haufen eine nicht unerhebliche Rolle…) müssen ja auch noch mit. Es wird euch also bei der Aufzählung – und da war ich noch zahm – sicher auffallen, dass selbst ein wirklich großer Bollerwagen da doch ganz schnell an seine Belastungsgrenze kommt. Das Beladen (vergesst dabei nicht das schlafende Kind) ist dann immer schon fast eine kleine Olympiade für sich. Und so wird gestaucht, gefaltet und gestapelt, bis endlich alles wieder reinpasst.
Martina sagte vor Kurzem: “So ist das halt zu Anfang. Was hab ich für Augen gemacht, als ich euer jeweiliges Gepäck damals bei Anke gesehen habe… Inzwischen ist es irgendwie normal geworden.” Der Wahnsinn ist also schon Normalität. Zumindest für uns.
Zuhause angekommen kann ich dann wieder meinen WA-Channel öffnen und was lese ich da? “Oh nein, ich habe mehr mitgenommen vom Treffen als ich hingebracht habe.” Und das schreibt fast jede.
Und von wem ich nichts lese, die hat es entweder doch geschafft, etwas “los zu werden” und bangt, beim nächsten Treffen besonders bedacht zu werden, oder ist noch mit Verstecken vorm Gatten beschäftigt. Oder sie versucht gerade, die ganzen neuen Material- und Sachenberge eben jenem zu erklären.
Ich kann euch garantieren, das war bisher jedes Mal so. Und wird es auch bleiben. Dafür haben wir unsere Männer aber auch jedes Mal ein bisschen mehr lieb.
Anja