“Indianerherz kennt keinen Schmerz”, “Echte Kerle weinen nicht” – mit solchen Sprüchen bin ich aufgewachsen.
Nach deiner stillen Geburt haben so viele Leute deiner Mutter ihr Beileid ausgesprochen, ihr Hilfe angeboten… Mir wurde kurz auf die Schulter geklopft “wird schon wieder”.
Auch viele meiner Kumpel wussten nicht besseres zu sagen außer “es war doch noch gar kein richtiges Kind” oder “nächstes Mal klappts bestimmt, du bist doch ein echter Mann“.
Wie es wirklich in mir aussah, wollte anscheinend niemand wissen oder konnte sich niemand vorstellen.
Deine Mutter war mit ihrer eigenen Trauer beschäftigt – und ich? Ich hatte doch auch ein Kind verloren!
Ich bin oft zu deinem Erdenbett gegangen, habe dort geweint und mir vorgestellt, wie es wohl wäre, wenn du noch bei uns wärst. Habe dir frische Blumen mitgebracht, dir von deiner Mutter erzählt, von meinem Tag… Manchmal kam deine Mutter auch mit, aber selten, sie hat es nicht übers Herz gebracht.
Im Laufe der Zeit sind meine Besuche weniger geworden, aber auch heute kommen mir an manchen Tagen einfach die Tränen.
Obwohl ich ein Mann bin?
Nein, weil ich ein MENSCH bin!
Jeder Mensch hat das recht, zu trauern, jeder auf seine Weise. Ich werde dich immer in meinem Herzen tragen und dich nie vergessen!
Ein Gedanke zu “Dürfen Papas weinen?”
Der Frage “Dürfen Papas weinen?” würde ich gerne die Frage “Dürfen Folgekinder weinen?” anschließen. Meine Schwester ist ein gutes Jahr vor meiner Geburt gestorben. Und vielen, denen ich von ihr erzählt habe, haben gemeint: “Du brauchst ja nicht traurig sein, du hast sie ja gar nicht gekannt oder ihren Tod mirerlebt”. Das vielleicht nicht. Aber ich habe mein einziges Geschwisterkind bei mir im Herzen. Und ich darf trauern. Jede/r darf trauern. Auch du, Vater eines Sternenkindes. Jede/r darf traurig sein. Und jede/r hat Unterstützung verdient. Die du, Vater eines Sternenkindes, hoffentlich doch noch erhalten hast. Ich kann dich nur zu gut verstehen. Und nochmal: Jede/r darf weinen, auch du und ich.