Es war der 26.07.2016, ich hatte einen Frauenarzttermin. Zu dem Zeitpunkt war ich knapp 3 Wochen überfällig, aber kein Test zeigte positiv an. Ich wollte es abklären lassen und Gewissheit haben. Doch schon auf den ersten Blick sah man, da sind 2! Zwei Fruchthöhlen und beide gefüllt. 2 Babys in meinem Bauch, zwei Wunder! Nach dem anfänglichen Schock und der absoluten Überrumpelung haben wir uns so sehr auf unsere beiden Mädels gefreut. Alles lief super, bis zum 05.12.2016, Feindiagnostik.
Wir haben uns nichts dabei gedacht, uns eher gefreut, tolle Aufnahmen zu bekommen und die beiden etwas länger zu sehen als zu diesen Routineuntersuchungen, aber es kam anders. Amelie (führender Zwilling) hat einen Herzfehler, das Hypoplastische Linksherzsyndrom, kurz HLHS. Für uns wurde sofort ein Termin in Leipzig bei einem Pränatal – Spezialisten gemacht. Keine zwei Wochen mussten wir warten. Die Fahrt nach Leipzig war der Horror. Diese Ungewissheit und Angst waren eine Qual. Dort angekommen mussten wir kurz warten und wurden dann aufgerufen. Der Arzt schallte, bestätigte die Geschlechter und den Herzfehler. Ich kann nicht mal sagen, was der Arzt alles erzählt hat, es war wie in einem schlechten Albtraum. Wir wurden über den Herzfehler aufgeklärt, die Operationsmöglichkeiten, aber auch das wir abtreiben könnten, wenn wir es wollen. Niemals wäre das für uns in Frage gekommen! Wir wussten, dass wir kämpfen werden, so lange wie Amelie möchte!
Am 09.03.2017 um 11:12 Uhr und 11:14 Uhr erblicken Amelie und Elli bei 37+6 das Licht der Welt ❤️
Amelie musste sofort an das Medikament angeschlossen werden, was das Loch in ihrem Herzen offen halten sollte (bei ‘normalen’ Babys schließt sich dieses in den ersten Tagen nach der Geburt). Noch am Tag der Geburt wurde sie in das Herzzentrum verlegt, um bestmöglich versorgt zu werden. An Tag 5 der erste Schock. Es geht ihr schlechter, es muss ein Herzkatheter gemacht werden. Das schwerste in der Zeit? Den Ärzten voll zu vertrauen! 6 Tage nach dem Herzkatheter dann die große OP. Alles lief super. Amelie hat das super gemacht, eine Kämpferin. Doch dann nach 2 Tagen der nächste Schock, Sepsis.
Amelies Herz war zu schwach, um alleine weiter zu schlagen & kam deshalb an die Herz-Lungen-Maschine (Ecmo). Die Ecmo sollte bewirken, dass Amelies Herz sich erholen kann und so neue Kraft hat, um alleine zu schlagen. Doch leider tat es das nicht, ihr kleines Herz schaffte es nicht, sich zu erholen. Als dann auch noch klar war, dass sie eine Hirnblutung hat, haben wir uns dafür entschieden, sie von ihrem Leid zu erlösen.
Amelie starb am 04.04.2017, um 17:10 Uhr in unseren Armen und hat ein riesen Loch hinterlassen.
Elli ist kerngesund, mittlerweile 8 Monate und ein absoluter Sonnenschein. Trotzdem merkt man ihr in manchen Situation an, dass ihr etwas fehlt.
Uns allen fehlt etwas, unsere geliebte Tochter & Schwester.
Jacqueline Seidel