#GuteNachtSagenAufBesondereArtUndWeise
So wie fast jeden Abend, öffne ich das Friedhofstor. Ich gehe auf dem gepflasterten Weg und sehe bereits dann schon dein Bettchen von weitem. Und jedes Mal versetzt es meinem Herzen einen Stich. So gehe ich dennoch diesen Weg weiter, weil mir nichts anderes übrig bleibt. Ich habe dieses starke Bedürfnis zu dir zu kommen. Auch wenn du immer im Herzen bei mir bist. Doch ich fühle mich schlecht, wenn ich es einmal mental nicht schaffe, dich an einem Tag zu besuchen. Ich möchte bei dir sein. Du bist dort viel zu lange alleine. Immer. Jeden Tag. Auch wenn du bei uns im Herzen bist.
Bei “dir” angekommen, richte ich alles ordentlich. Entferne Blätter, tausche Batterien oder Kerzen aus. Oft stelle ich Kleinigkeiten einfach um, weil es mir an diesem Tag oder Abend dann so einfach besser gefällt. Ich komme gerne abends zu dir. Ich habe keine Angst auf dem Friedhof, nur weil es dunkel ist. Wie soll ich Angst bekommen, wenn ich doch bei dir bin!? Wenn ich tagsüber zu dir zu Besuch komme, sehe ich oft Menschen bei dir stehen. Denn kein anderes Grab ist so kindlich und bunt wie deines. So oft sind Menschen gerührt, weil sie all die Liebe darin sehen, so sagen sie. Wenn sich diese Leute dann von dir abwenden und mir entgegen kommen, haben sie immer Tränen in den Augen.
Du berührst die Welt, ohne dass deine Füße diese je berührt haben. Anfangs überkam mich jedes Mal ein Schauer, wenn jemand “Fremdes” bei dir stand. Doch mittlerweile ist es einfach nur schön, denn ich weiß, du bist oft nicht alleine, auch wenn ich nicht da sein kann. Wenn ich dann bei dir bin, oft eben abends, weil hier alles so tröstend ruhig ist, erzähle ich dir oft von meinen Gedanken und Gefühlen. Manchmal singe ich dir leise ein Gute-Nacht-Lied vor oder spiele dir “dein/unser Lied” leise mit dem Handy ab. Und jedes Mal, wenn ich mich dann abwende von dir und gehe, bekommst du einen Luftkuss von mir zugeschickt. Mit soviel Liebe darin, dass es im Herzen schmerzt. Und jedes Mal drehe ich mich noch mindestens zwei Mal zu dir um, nur um sicher zu gehen, dass alle Lichter für dich leuchten.
Es fällt mir schwer, dich täglich wieder zu verlassen. Dich allein zu lassen. Und dich doch mitzunehmen in meinem Herzen, ganz tief und warm darin eingebettet – für immer.
Und so schließe ich jedes Mal wieder dieses Friedhofstor. Eigentlich sollte ich kein Friedhofstor öffnen oder schließen müssen, wenn ich dir noch näher sein will. Eigentlich würde ich die Zimmertür schließen, nachdem ich dir einen dicken Gute-Nacht-Kuss aufgedrückt hätte. Nachdem ich dich in meinen Armen gewogen und dir ein Lied vorgesungen hätte. Nachdem du all meine Liebe gespürt hättest. Unsere Liebe. ❤
#DochIchSchließeNurDasFriedhofstor