Ich weiß es noch, als wäre es erst gestern gewesen… Ich wache auf und bin total durch den Wind, in meiner Nase hängt eine o2-Brille, hinter meinem Kopf steht der Monitor, der wie verrückt piept. Es fällt mir unglaublich schwer die Augen zu öffnen, zu sprechen und mich einfach bei Bewusstsein zu halten. Ich frage sofort nach dir, doch niemand gibt mir eine richtige Antwort. Ich höre nur, wie sie sagen: “Wir kümmern uns um Ihren Sohn, ruhen Sie sich erst einmal aus”. Ich spüre einen leichten Kuss von deinem Papi auf meiner Stirn und schon bin ich wieder weg…
In der Nacht auf Dienstag wache ich oft auf, fühle über meinen Bauch, er ist flach und alles ist taub… Ich kann das alles nicht realisieren… Plötzlich sind wir getrennt voneinander… Du bist nicht mehr bei mir. Mein Zustand hat sich im Laufe des Tages verbessert und ich darf die Intensivstation verlassen… Aber ich weine nur, denn ich habe dich bisher weder gesehen noch weiß ich, wie es dir geht. Niemand zeigt mir ein Foto oder gibt mir eine vernünftige Auskunft. Als dein Papi am Nachmittag kommt, schleppe ich mich mit aller Kraft in den Toilettenstuhl und bitte ihn, mich endlich zu dir zu bringen. Die Schwester fragt nur: “Wo wollen Sie denn hin?!” Ich ignoriere sie und wir machen uns auf den Weg zu dir. Durch die Schleuse durch und an den Schwestern vorbei, stehen wir vor deinem Bett. Ich sehe dich an und mir schnürt es den Atem ab. Da liegst du also, ganz winzig, nackig und mit vielen Schläuchen. Dein Gesicht kann ich nicht erkennen, denn du trägst eine Atemhilfe. Du bist fertig, aber so winzig klein. Ich muss weinen, ich habe das Gefühl zu ersticken. Es tut mir so unglaublich weh, dich dort liegen zu sehen, dich nicht anfassen zu können. Ich will dich doch nur in meine Arme schließen, so wie jede Mama, die gerade ihr Kind zu Welt gebracht hat. Es vergehen vier Tage, bis ich all meinen Mut zusammen habe, um dich endlich auf meine Brust legen zu können. Du bist so leicht, etwas größer als eine Hand.
Und doch genieße ich jeden Augenblick. Oft, ja fast täglich denke ich an diese Zeit zurück… Und wenn ich dich ansehe und du mir dein Lächeln zuwirfst, laufen mir die Tränen übers Gesicht, weil ich nicht glauben kann, was für ein starkes Kind du bist.