Meine erste persönliche Übergabe eines Sternchen-Sets….
Am Sonntag, dem 27.08.17, erreichte uns eine Anfrage einer werdenden Mama. Sie teilte uns gleich mit, dass am Mittwoch (also heute) die Geburt eingeleitet wird und fragte zeitgleich nach einem Sternchen-Set. Da wir somit nicht viel Zeit hatten und uns nicht auf die Post verlassen wollten, hatte Gina hier gefragt, ob evtl. jemand aus der Nähe kommt und dies übernehmen könnte.
Selbst mit einer Stunde Fahrt war ich für den Moment am dichtesten dran und ich habe keine Minute gezögert. Für mich war es selbstverständlich, dass ich dorthin fahre, damit sie heute definitiv etwas in der Hand hat.
Also habe ich mein Mini-Lager durchsucht, ob ich etwas passendes da habe. Ich hatte das ein oder andere Minimi, wo ich allerdings keine passenden Erinnerungen zu habe. Es hat sich irgendwie nicht richtig angefühlt…. Also habe ich geschaut, was ich noch an Stoff da habe. 2 Stücken Baumwolle…. und Fleece natürlich. Erst hatte ich das hellblaue Stück mit den bunten Tintenfischen in der Hand, aber auch das war noch nicht das Richtige. So entschied ich mich für den dunkelblauen Ankerstoff. Während des Zuschneidens, Nähens und Zusammenstellens habe ich mit den Tränen gekämpft.
Wir hatten der Mama gesagt, dass ich Montag Nachmittag vorbei kommen würde und ich war auch während der Arbeitszeit die ganze Zeit gedanklich bei ihr. Auch während der Fahrt dorthin kamen mir die Tränen und ein ordentliches Gedankenkarussell schwirrte in meinem Kopf. Wie fängt man das Gespräch an? Was kann man ihr sagen? Was ist richtig? Was ist falsch? Ein lieb gemeintes “Wie geht es dir?” kommt sicher nicht gut an. Bist du stark genug, der Mama in dem Moment den nötigen Halt zu geben? Genug Trost und Kraft für den kommenden Weg? Und im Normalfall ist es ja auch so, dass man voller Euphorie über die Gruppe und den Verein spricht…
Nunja, auch die Fahrt war irgendwann zu Ende und ich hatte nur noch wenige Schritte zu gehen. Auf dem Hof angekommen, erwartete mich die Mama auch schon. Sie schien sehr gefasst, aber sie war auch endlos traurig. ? Wir sind rein gegangen und haben uns dann eine gute dreiviertel Stunde unterhalten. Ich erfuhr von ihren beiden anderen Kindern und den Grund dafür, warum sie sich jetzt zu diesem Schritt entschieden hat. Sie erzählte mir von den genetischen Defekten, dem Wasser in einem Lungenflügel, der Hilflosigkeit ihrer Tochter gegenüber, die ihren kleinen Bruder gern begleiten möchte, damit er nicht allein ist. Aber auch von der Seelsorgerin, mit der sie in Kontakt steht und die sie auch für ihre Tochter in Anspruch nehmen wird und von der Sternenkind-Fotografin, die da sein wird, sowie ihren Gefühlen und Ängsten, der Sammelbestattung….
Immer wieder liefen ihre Tränen. Sie fragte, wie die Bestattung ablaufen wird, ob sie die Decke mit hingeben könnte. Ihr wurde gesagt, dass sie diese nach dem ersten Verabschieden wieder zurück bekommen würde, um sie dann zur Sammelbestattung wieder dort abzugeben. Leider hatte ich darauf keine genaue Antwort. Ich bin immer davon ausgegangen, dass das gleich an bleibt. Sie fragte auch, ob und wie lange sie krank geschrieben werden würde und wie das mit der Anerkennung abläuft, wo sie diese anfragen muss.
Zum Schluss habe ich sie noch einmal fest in den Arm genommen und ihr gesagt, dass sie nicht allein ist.
Von der Fahrt nach Hause brauche ich glaube nicht berichten. Ich war nur in Gedanken. Als ich Zuhause ankam, kam mein Rumpelstilzchen gleich angerannt und hat mich ganz fest gedrückt. Er wusste nicht, was ich nach der Arbeit noch Wichtiges zu erledigen hatte und ist auch sonst nicht der Typ für sowas. Schon erstaunlich manchmal.
Dies ging mir auch gestern nicht aus dem Kopf und ich bin heute natürlich gedanklich ganz nah bei ihr und wünsche ihr ganz viel Kraft. Und ihrem kleinen Schatz eine gute Reise über die Regenbogenbrücke!
?❤?
Karte von Jennifer Morr
Anhänger von Myriam Linster und Pam Winter
Kerze von Yvonne Ha
Gläschen von Karla Scheerle (gefüllt von mir)
Rest von mir
Text: Monique Salm