Immer wieder lese ich, dass die aktuelle Krise die Leute entschleunigt. Sie wieder mehr Zeit für dies oder jenes haben … Für mich persönlich ist es Stress, Stress in einer Situation, die ich selbst nicht geschaffen habe und doch beuge ich mich allen fremden Vorgaben.
Was das mit mir als Frühchenmama zu tun hat? Nichts! Und doch so viel.
Als du kleiner Mann auf die Welt kamst, musste ich plötzlich auch funktionieren. Wurde fremdbestimmt durch Termine über Termine. Genau die Situation, die man sich nie als frisch gebackene Mama gewünscht hat. Ich musste, als wir dich nach 12 Wochen Intensivstation mit nach Hause genommen haben, nicht nur alle 4 Stunden abpumpen und dich füttern, nein ich musste auch sämtlich Termine so legen, dass wir die Zeiten einhalten. Oft waren es 5-6 Termine die unseren „Alltag“ bestimmten.
Heute mit Corona ist es ähnlich. Zwar habe ich keine Termine in dem Sinne! Aber auch jetzt muss ich mir Gedanken machen, wann mache ich was, wann arbeite ich, wann mache ich meine alltäglichen Dinge, wann kaufe ich, wann beschäftige ich mich mit dir. Wie kann ich dir, trotz der Zeit ohne Freunde, ohne Spielplatz und ohne jeden persönlichen Kontakt, den Alltag so schön wie möglich machen, dass du dich nicht dazwischen geschoben fühlst.
Diese gefühlte innerliche Zerreißprobe bringt mich täglich an meine emotionalen Grenzen. An Grenzen, die ich schon längst verarbeitet hatte oder doch nur verdrängt?
Ich bin froh, wenn wir endlich unseren richtigen Alltag wieder haben. Den Alltag, wenn ich dich mit zum Bäcker nehmen kann, wenn ich nachmittags mit dir auf den Spielplatz darf und wir selbstgemachte, schöne Termine, wie das Treffen mit deinen Freunden wahrnehmen können …