Ich, selbst Mama eines Frühchenwunders, möchte euch gerne meine Geschichte erzählen …
… als wir erfuhren, dass wir ein Kind bekommen, waren wir so glücklich, war es doch ein absolutes Wunschkind.
Die Schwangerschaft verlief vorerst unproblematisch. Übelkeit und Erbrechen kannte ich nicht. Ich ging zur Arbeit und fühlte mich rundum wohl und zufrieden. Mit Freude sah ich meinen Bauch wachsen.
Recht früh erfuhren wir, dass es ein Junge wird. Damit wurde die Vorfreude nur noch gesteigert.
Ende September bekam ich mein Beschäftigungsverbot. Nicht etwa weil es Probleme gab, sondern weil das Klientel mit dem ich arbeite, eine Gefahr für das Kind darstellen könnte.
Nun konnte ich meine Schwangerschaft voll und ganz genießen. Dachte ich!
Mitte Oktober hatte ich einen ganz normalen Termin bei meiner Frauenärztin. Ich war nun bereits in der 27. SSW. Nachdem sie vom Ultraschall nicht ganz zufrieden war, legte sie mir das CTG an. In mir machte sich große Angst breit. Was war jetzt los? Die ganze Zeit über liefen mir die Tränen.
Nachdem sie auch das CTG nicht zufriedener stellte, bekam ich eine Einweisung ins Krankenhaus. Dort wurde ich nochmals mit dem Ultraschall untersucht. Anschließend bekam ich auch dort das CTG. Der Oberarzt kam herein, sah sich die Ergebnisse an und klärte mich zum ersten Mal an diesem Tag auf.
Unser Leon hatte doppelte Herzschläge. Sollte es zu einer vorzeitigen Entbindung kommen, müssten sie mich nach Göttingen überfliegen, da in unserer Klinik Frühchen erst ab der 29. SSW geholt wurden. Nun hieß es, die Zeit im Krankenhaus zu verharren. Fünf Mal täglich lag ich am CTG, bis es nach 1 1/2 Wochen besser wurde. Nach 2 1/2 Wochen Krankenhausaufenthalt konnte ich nach Hause.
Jedoch hatte ich ab dieser Zeit wöchentlich 1-2 Termine bei meiner Frauenärztin. Mitte November sollte ich mich bei einer Spezialistin in Erfurt vorstellen, damit auch von dieser Seite nochmals bestätigt werden konnte, dass alles unbedenklich sei. Es war soweit alles gut, jedoch wollte sie mich gerne Mitte Dezember nochmals sehen. Aber auch zu diesem Termin gab es keine Auffälligkeiten.
Mittlerweile wurde ich immer schwerer und sämtliche Termine körperlich anstrengender. Ganz abgesehen von der täglichen psychischen Anspannung, die mich seit Oktober verfolgte.
Am 22.12. hatten wir vor den Feiertagen noch einen Kontrolltermin bei meiner Ärztin. Sämtliche Vorbereitungen für Weihnachten waren bereits gemacht und im Anschluss an den Frauenarzt-Besuch sollte lediglich noch der Rest besorgt werden.
Auf dem Weg trafen wir noch einen Bekannten. Er sah auf meinen Bauch und fragte mich, ob es denn schon so weit sei. Ich antwortete ihm noch, dass wir noch mehr wie einen Monat Zeit hatten.
Bei der Frauenärztin angekommen, wurde mir gleich das CTG angelegt. Ich weiß nicht wieso, aber an diesem Tag war ich noch unruhiger wie sonst.
Die Schwester kam kurz zum Check rein, ging wieder raus und kam mit der Ärztin zurück. Sorgenvoll sah sie sich den Verlauf an und bevor sie sagen konnte, sofort ins Krankenhaus, fing ich schon mit weinen an.
Im Krankenhaus angekommen, zeigte man mir mein Zimmer. Da ich aber außer den Sachen, die ich trug, nichts weiter dabei hatte, verlief das Einrichten sehr schnell.
Man brachte mich in den Kreißsaal, wo mir wieder das CTG angelegt wurde. Nun lag ich dort ab etwa 11 Uhr und immer wieder schlug das Gerät Alarm. Ich war sehr angespannt, hatte große Angst und dachte stetig darüber nach, was an diesem Tag noch geschehen würde.
Nachdem das CTG gegen 18 Uhr wieder Alarm schlug, holte die Hebamme die Oberärztin. Sie studierte den CTG – Verlauf, beugte sich anschließend zu mir und während sie meine Hand hielt sagte sie: “Wir müssen jetzt einen Kaiserschnitt machen und den Kleinen holen!”
Sofort brach ich in Tränen aus, war ich doch erst in SSW 34,6. Mein Partner und die Hebamme halfen mir beim Anziehen der OP- Kleidung, während ich sie zitternd und völlig verwirrt machen ließ. Was mir in diesem Moment durch den Kopf ging, kann ich nicht mehr sagen. Nun wurde ich in den Kreißsaal gebracht. Dort standen bereits viele Menschen, doch mein Blick fiel sofort zu der Kinderkardiologin, die an der Seite saß. Sofort wurde ich noch unruhiger.
Während die Hebamme beruhigend mit mir sprach, versuchte der Anästhesist mir die Spinalanästhesie zu spritzen. Vergeblich, nach 3 Versuchen legte man mich hin und ich hörte nur noch ‘Vollnarkose’. Um mich herum wurde alles vorbereitet und ich lag starr auf der Liege. Unfähig, auch nur einen klaren Gedanken zu fassen. Das Letzte, was ich wahrnahm, war die Maske, die mir auf Nase und Mund gelegt wurde und das blaue Tuch, welches hoch gezogen wurde.
Als ich langsam wieder zu mir kam, wechselte eine Schwester gerade meinen Bettbezug. Ich weiß, dass ich unter großer Anstrengung versuchte zu sprechen und fragte sie, ob es meinem Baby gut ginge. Sie bejahte es, doch ich war unsicher, vielleicht wusste sie es ja gar nicht. Ich musste hier raus. Musste schnell zu meinem kleinen Mann. Ein Arzt kam und ich sollte meine Arme und Beine bewegen. Obwohl mich die Schmerzen fast zerrissen, tat ich es. War es doch der einzige Weg, hier heraus zu kommen. Die Schwestern meiner Station wurden gerufen und sofort machte sich große Unruhe und Angst in mir breit. Der Weg zur Station kam mir ewig lang vor. Vor meinem Zimmer warteten mein Partner, meine Schwester und meine Mutti. Sie sahen glücklich aus. Während die Schwestern mich ins Zimmer schoben, hielt mir mein Partner sein Handy entgegen. Da war er, mein wunderschöner kleiner Mann. In diesem Moment war ich zum ersten Mal an diesem Tag ruhig. Zu ihm durfte ich an diesem Abend nicht mehr, da er auf der Neonatologie eine Station unter mir lag.
Stundenlang betrachtete ich sein Bild, bis ich irgendwann zwar mit starken Schmerzen, aber völlig erschöpft einschlief.
Am nächsten Morgen hatte ich nur noch das Bedürfnis mein Baby zu sehen. Nachdem die Visite war, brachte mich mein Partner im Rollstuhl auf die Neo. Dort lag mein kleiner Schatz in seinem Wärmebettchen. Eine kleine Maske bedeckte sein Näschen. Er wurde mir in die Arme gelegt und zum ersten Mal spürte ich seine Wärme und das Gefühl einer glücklichen und stolzen Mama. Die Zeit meines stationären Aufenthaltes verbrachten wir fast ausschließlich auf der Neo. Schnell benötigte er die Atemmaske nicht mehr. Ein großes Problem stellte jedoch die Tatsache dar, dass er einfach nicht trinken wollte. Ein paar Züge machte er selbständig, musste dann aber doch wieder über die Sonde ernährt werden.
Nach 10 Tagen wurde ich entlassen. Und obwohl man normalerweise froh ist, wieder nach Hause zu kommen, litt ich sehr darunter, mein Baby dort zu lassen. Jeden Tag fuhr ich früh zu ihm, blieb bis zum Mittag bei ihm, nahm mein Essen in der dortigen Kantine ein, ging anschließend wieder zu ihm und wartete mit ihm bis abends mein Partner zu uns kam. Als wir am Abend gehen mussten, blickte ich wehmütig solange zu seinem Fenster hinauf, bis es außer Sichtweite war. Es war körperlich wie auch psychisch anstrengend und nervenaufreibend. Aber für meinen geliebten Schatz tat ich es gern und hätte es wenn nötig wochenlang getan.
An sich ging es ihm gut. Er hatte ein kleines Loch im Herzen, was aber noch nicht bedenklich war und zuwachsen konnte. Jedoch bereitete das selbständige Trinken weiterhin Probleme. Und dies war Voraussetzung für seine Entlassung. Einen Tag klappte es super, worüber wir unendlich glücklich waren und hofften, ihn bald mit nach Hause nehmen zu können. Den nächsten Tag wurde unsere Hoffnung jedoch schnell wieder zerschlagen. So ging es täglich, ein ständiges auf und ab.
Am 07.01. (Leon trank mittlerweile den 3. Tag komplett selbständig) kam während meines Besuches die Kinderärztin. Sie erzählte mir die frohe Botschaft, dass wir ihn am Freitag nach Hause holen dürfen, vorausgesetzt natürlich, es bleibt so. Von nun an war es ein tägliches Hoffen.
Am 09.01. durfte ich ihn zum ersten Mal im Kinderwagen fahren und es ging nach Hause. Endlich nach langem Bangen und Hoffen, durfte ich ihm sein Zuhause zeigen. Die erste Zeit war aufregend, jedoch auch unsicher. Mache ich alles richtig? Aber schnell wurde alles normal, Leon ging es bis auf Erkältungen gut.
Mittlerweile dürfen wir bald seinen dritten Geburtstag feiern. Er ist zwar recht anfällig für Erkältungskrankheiten und gegenüber anderen Kindern in seinem Alter klein und zierlich, aber es ist nicht bedenklich. Das Loch in seinem Herzen ist recht gut zugewachsen. Am 27.01. ist er ein großer Bruder geworden und liebt seine Schwester über alles. Seit ihrer Geburt konnten wir in Leons Entwicklung sehr große Fortschritte sehen.
Sandra